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„Prinz Alfons Halle“ Das Schützenmeisteramt und der Gesellschaftsausschuss haben sich schon während der Bauphase dazu entschieden gehabt, der neuen Luftdruckwaffenhalle einen eigenen Namen zu verleihen. Unsere Schriftführerin und Archivarin Brigitte Hölscher machte den Vorschlag, den modernen Neubau „Prinz Alfons Halle“ zu nennen, um auch im 21. Jahrhundert das seit über 150 Jahren bestehende enge Band mit dem Haus Wittelsbach fortzuführen. Prinz Alfons von Bayern war
seit 1904 Ehrenmitglied beim „Bund“ und übernahmen im Jahre 1924 das
Protektorat über die Schützengesellschaft, welches er bis zu seinem Tod
im Januar 1933 inne hatte. |
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Von Alters her war das Haus Wittelsbach den bayerischen Schützen sehr zugeneigt. Vielfach besuchten die Mitglieder des Königshauses die Schießstände, um ihre Kunst zu erproben. Auch übernahmen stets viele Wittelsbacher die Schirmherrschaft für einzelne Schießveranstaltungen zu Jubiläen, Fahnenweihen oder auch für Schützengesellschaften und Verbände. Prächtige Ehrengaben der Könige und Prinzen schmückten landauf und landab die Gabentempel der Schießveranstaltungen. In unzähligen Schützenhäusern in Bayern hängen noch heute Schützenscheiben mit dem Konterfei SKH Prinz Alfons von Bayern. Doch sein Wirken als Gönner und Protektor der bayerischen Schützen ist großteils in Vergessenheit geraten.
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.Doch so wie sich SKH Prinz
Alfons für das Schützenwesen engagierte, war und ist herausragend. Schon
im Jahr 1904 übernahm er das Protektorat über den „Oberbayerischen
Zimmerstutzen-Schützenbund“, der sich 1895 aus den
Zimmerstutzenschützen des „Schützenbund München“ (unsere heutige
FSG „Der Bund“) bildete. Damit gab er dem Zimmerstutzenschießen als
Volkssport einen weiteren Aufschwung, indem er sowohl selbst den
Zimmerstutzen schoss wie auch mit seiner Präsenz bei Veranstaltungen
einen besonderen Glanz verlieh. Doch auch den
Feuerschützengesellschaften, den Armbrustschützen und der Jagd war er
als treffsicherer Schütze und Waidmann in gleichem Maße verbunden. Mit
seinen Besuchen bei den Schützen stand der liebenswürdige und
geistreiche Prinz den Gesellschaften und Veranstaltern stets mit Rat und
Tat zur Seite. |
Zu seinem 10-jährigen Jubiläum als Protektor des „Oberbayerischen Zimmerstutzen-Schützen- verbandes“ im Jahre 1914 stiftete Prinz Alfons allen Schützengesellschaften – die mit mindestens fünf Schützen beim großen Protektor-Festschießen antraten – eine große, ovale „Erinnerungs-Denkmünze“, elegant gefasst mit Krone, für die Schützenkette der jeweiligen Gesellschaft. Dies war der Beginn einer Liebenswürdigkeit des Prinzen, die er die nächsten fast 20 Jahre beibehielt. Immer wieder überraschte er Schützengesellschaften und -verbände mit Abzeichen, Anhängern oder hübsch gestalteten Nadeln. Insbesondere zu den Oktoberfest-Landesschießen mit Zimmerstutzen verging in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre kaum eine Veranstaltung, bei der es kein Abzeichen gab, welches das „kongeniale Paar“ SKH Prinz Alfons und Goldschmied Mathias Heinloth schufen. |
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Das
Protektor-Jubiläumsschießen im Mai 1914 war eine der letzten großen
Schützenveranstaltungen in München, bevor der 1. Weltkrieg ausbrach und
das Schützenwesen für viele Jahre lahm legte. |
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Zu Beginn der
1920er Jahre rief er das „Prinz-Alfons-Erinnerungszeichen“ ins Leben,
das allen wackeren und ehrenamtlich über Jahre hinweg tätigen
Mitgliedern der von ihm favorisierten vaterländischen Vereinigungen
verliehen werden konnte. Bald gab es auch die mehrstufigen Auszeichnungen
für unterschiedliche Kategorien der Ehrenämter, z.B. die
Prinz-Alfons-Kragenspiegel.
Aus diesem Stiftungsbrauch resultieren die auch heute noch verliehenen Ehrungsauszeichnungen des Bayerischen Sportschützenbundes und seiner Untergruppierungen. |
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Das Foto zeigt SKH Prinz
Alfons im Kreise einiger Mitglieder des „Bund“-Schützenmeisteramtes,
anlässlich des Protektorschießens im Jahr 1924. |
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Als das Schießen mit dem Kleinkalibergewehr Mitte der 1920er Jahre auch in Bayern immer mehr Anhänger fand, war es wiederum Prinz Alfons, der darin den Wert des vaterländischen Schießens erkannte und alle diesbezüglichen Bestrebungen unterstützte. Zudem war er im Schießsport allem Neuen und Modernem gegenüber sehr aufgeschlossen. |
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Als Präsident des
„Landesverbandes für Kleinkaliber-Sport“ (LKKSB) stand er allen
angeschlossenen Vereinen hilfreich zur Seite. Als der „Bayerische
Schützenverband“ (vormals Oberbayerischer Zimmerstutzen-Schützenbund)
mit seinem Vorsitzenden Mathias Heinloth im Oktober 1925 die „Kleinkaliber-Gesellschaft
Prinz Alfons“ zur Förderung des Kleinkaliberschießens gründete, wurde
dies ebenfalls von Prinz Alfons unterstützt. Diese Schützengesellschaft war die Kleinkaliber-Abteilung im „Gau 1 München des Bayerischen Schützenverbandes“. |
Das erste Schießen der „Kleinkaliber-Gesellschaft
Prinz Alfons“ fand im November 1925 auf der Allacher Schießstätte
statt. Denn in Allach hatte man bereits „modernisiert“ und in die
300m-Bahnen auf die kurze Distanz von 50 Metern insgesamt sechs
Kleinkaliberstände integriert. Es war das erste größere
Kleinkaliberschießen in München. Prinz Alfons nahm selbst an dieser
Veranstaltung in Allach teil und wohnte auch der Preisverteilung bei. |
. Im Jahr 1929 konnte Prinz Alfons seine 25-jährige Mitgliedschaft bei der Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft „Der Bund“ feiern. Er war Ehrenmitglied und seit 1924 auch der Protektor der Gesellschaft. Es wurde ein grandioses Schützenfest in Allach, für Mitglieder und geladene Gäste aus ganz Bayern. Auch wenn das „Königreich Bayern“ nun schon seit zehn Jahren nicht mehr existierte, so war es doch ein großes und sehr gut besuchtes Jubiläums-Festschießen mit viel royalem Glanz, welches an die „gute, alte Zeit“ erinnerte. Zu diesem großen Jubiläums-Festschießen ließ es sich Prinz Alfons nicht nehmen, dass er für die Königskette der Gesellschaft ein handgearbeitetes Zeichen zur Erinnerung stiftete. Ein weiteres silbernes Ehrenzeichen zu diesem Jubiläum wurde zu diesem Anlass für die Kette gestiftet. Beide Prachtstücke befinden sich noch heute an unserer Schützenkette. Die Allacher Schießstätte
war für diese einzigartige Veranstaltung von außen und innen dekorativ
geschmückt. Für das Gruppenbild mit Prinz Alfons (Mitte), dem
Schützenmeisteramt und Mitgliedern stellte man sich vor dem Gebäude auf,
bei dem der Haupteingang damals noch zentral angelegt war.
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Das Wirken des „Schützen-Prinzen“
war nicht nur in Jagd- und Schützenkreisen enorm, auch andere
Vereinigungen, die den „vaterländischen Gedanken“ wahrten, standen
hoch in seiner Gunst. Insgesamt war er Mitglied, Ehrenmitglied oder
Protektor in über 150 Vereinigungen. Wo er nur konnte, nahm er bis zu
seinem plötzlichen Herztod am 8. Januar 1933 jeden ehrenamtlichen Termin
wahr, was den liebenswürdigen Prinzen umso beliebter machte. |
Nach des Prinzen Tod übernahm sein älterer Bruder SKH Prinz Ludwig Ferdinand viele der verwaisten Protektorate bei den Zimmerstutzen- schützen und Armbrustgilden. Dessen Sohn Prinz Adalbert übernahm das Protektorat beim Landesverband für Kleinkalibersport. Die Feuerschützengesellschaft „Der Bund“ sowie der Oberbayerische Feuerschützenbund durften sich ebenfalls freuen, SKH Erbprinz Albrecht von Bayern (der Sohn von SKH Kronprinz Rupprecht) erklärte sich bereit die Schirmherrschaft zu übernehmen. Doch der Beginn des Dritten Reiches und die Abneigung der Wittelsbacher gegenüber dem Nationalsozialismus sowie die gesamte Umstrukturierung des deutschen Schützenwesens bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Werte und Traditionen der bayerischen Schützen. |
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Über Jahrzehnte hinweg war
SKH Prinz Alfons der „Ehren-Protektor“ aller bayerischen Schützen. Er
war auch schon lange Zeit vor dem Ersten Weltkrieg der populärste Prinz
des königlichen Hauses; auch nach dem Ende der Regentschaft der
Wittelsbacher hat sich dies nicht geändert. Er stieg sogar in der Gunst
der Münchner und der Bayern, denn er verstand es durch sein leutseliges
Wesen, die Herzen aller zu erobern, wo immer er sich zeigte. |
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© Brigitte G. Hölscher • Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft „Der Bund“ • Mai 2017
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